Bloggertreffen? Schön wär´s!

Mein Weblog kennt zwei Zielgruppen: alle Leute, die hier hereinschauen und MICH.
Alle Leute? Nein, nur fast alle. Jene, die mich persönlich kennen und mein nächstes Umfeld sind ausgeschlossen. Kategorisch. Wenn mir jemand zu Hause oder (selten) in der Arbeit über die Schulter schaut, wird blitzartig auf irgendwelche anderen Seiten umgeschaltet. Ich habe eben einmal beschlossen, dass dieser kleine Gedankengarten für meine Umgebung tabu bleibt. Etwas, was es für sie einfach nicht gibt.
Das hat Vorteile. Man kann rücksichtsloser schreiben, wobei ich mir aber - bisher - eine Grenze gesetzt habe: wenn es jemand doch liest, für den es explizit nicht bestimmt ist, dann soll das möglichst folgenlos bleiben. Hätte ich diese Selbstbeschränkung nicht mehr, dann würde es hier sicher, naja, sagen wir einmal "interessanter" zugehen.
Wenn ich technisch schon soweit wäre, dann könnte ich jetzt eine Umfrage machen, etwa: "Soll Tschapperl künftig die Sau rauslassen?". Vielleicht würde sie ja 4:1 dafür ausgehen. Der Wählerwille wäre dann zu befolgen, sonst wird man nicht wiedergewählt oder in diesem Falle einfach nicht mehr angeklickt.
Aber vorläufig bleibt es hier bei braver unverfänglicher Alltagsbetrachtung. Das Rumpelstilzchen in mir kann ich ja andernorts mit Kommentaren herauslassen.

Außenseiter haben es allerdings nie leicht. Wenn ich beim Paraflyer lese, dass es in wenigen Wochen in Wien ein Treffen von Bloggern gibt, die ich recht gerne lese, dann wäre ich an sich mit Vergnügen dabei, so weit ist das ja nicht weg von hier. Nur wie begründe ich dann ein, zwei Tage Abwesenheit? Ich kann hier nicht ganz einfach unbemerkt verschwinden, womöglich meldet man mich dann vermisst. Ich kann aber auch nicht sagen: "Ich fahre schnell nach Wien zu Bloggertreffen", weil ich dann erstmal erklären müsste, was ein Weblog ist und warum ich so was habe und seit wann und wieso und überhaupt. Das wird zu kompliziert.
Sieht so aus als müsste ich zu Hause bleiben.
Iggy - 20. Aug, 10:51

das ist aber verzwackt alles!

jetzt hättest du die möglichkeit noch, ein bisschen rücksichtsloser zu schreiben, weil noch keiner von dem blog weiß. in diesem falle aber musst du noch strenger anonym sein, und wenn du an diesem bloggertreffen teilnehmen willst, musst du lügen, und das geht einem mächtig auf die nieren, das dauernde lügen, die heimlichkeiten und das blitzartig auf andere seiten umschalten.
ein klassisches dilemma, in dem ich selber auch stecke. ich hab den fehler gemacht, im büro eine person einzuweihen, und eine andere kennt meine hp, also auch den blog - und wenn diese person plaudert, dann bin ich im eimer!
so, ich wünsch dir was, eigentlich will ich ein bisschen fahrradfahren, aber es regnet noch....

ps: umfrage machen ist leicht, technisch gesehen, aber halt schwer wegen der konsequenzen.

tschapperl - 20. Aug, 13:42

Das Leben im Dilemma suchen wir ja, sonst könnten wir gleich ein Tagebüchlein zuhause führen oder online mit Bild und Adresse herumgeistern.
Das Nichteingweihtsein der näheren Umgebung muss bleiben, den Rest muß ich irgenwie neu abstecken. Das ist wie mit der Katzenlastigkeit. Was haben wir zwei nicht alles gemeinsam!
humbug - 20. Aug, 12:24

entschuldige, wenn ich das so drastisch ausdrücke, aber ich halte das für einigermaßen kindisch. zumal für doppelt gemoppelt äh abgesichert. erstens darfs keiner aus dem umfeld wissen und zweitens schreibst du auch noch so, dass nur ja "nix passieren kann". ich denke mir mal, dass das auf die dauer auch ziemlich unbefriedigend ist. für dich nämlich.

tschapperl - 20. Aug, 13:31

Viele Leute betreiben ein permanentes "fishing for compliments", ich habe hier halbbewußt eher auf Bedauern abgezielt, aber eigentlich ist es ein "fishing for a stroke". Danke dir für Letzteren, das "kindisch" im negativen Sinne wird mir weiterhelfen. Manche brauchen es eben schriftlich.
Ich musste mein Nachdenken über mein Treiben in meinem eigenen Weblog nur endlich einmal hier auch verewigt haben. Es ist freilich hochgradig unbefriedigend einmal etwas über irgendwelche Gartengewächse zu schreiben und dann wieder über das Wetter, Pegelstände oder Schwammerlrezepte zu reflektieren. Und bestenfalls in Kommentaren oder Antworten etwas von sich herauszulassen. Oder in anderen Weblogs anmutig herumzuphilosophieren.
Auf diese Art komme ich nicht einmal in den Windschatten bewunderter Online-Tagebücher.
Iggy - 20. Aug, 15:06

ach bitte, die kochen doch alle nur mit

wasser, und wenn sie ein bisschen mehr von sich herauslassen (ob das alles wahr ist, sei dahingestellt), dann liegt es eben in ihrer natur, sie können gar nicht anders, haben nicht diese blöden zweifel. aber wenn du diese online-tagebücher bewundern willst, dann musst du es halt tun - oder diese sachen noch übertreffen... aber bitte nicht mit ihnen gleichtun wollen! es gibt da mittlerweile so einen stil, der auf manchen blogs zum verwechseln ähnlich ist, und dort schreiben und kommentieren immer die gleichen leute.
wenn ich etwas nicht will, ist es das. da schreib ich lieber über katzen und kleine geschichten und übers haus und blöde gedichte. ich will meinen eigenen stil haben, das ist das wichtigste für mich. ich glaub, ich bin zu eigenbrötlerisch...

also richte dich nicht nach anderen blogs, mach deine eigene sache!
tschapperl - 20. Aug, 18:13

@Iggy
Keine Sorge, bin Individualist genug und kein besonderer Nachahmer. Nur muss ich auf etwas mehr Linie und Inhalt schauen, wenn ich manches Vergangene am liebsten wieder löschen möchte. Wie es ungefähr gehen könnte sehe ich zum Beispiel an den ersten 3 Weblogs meiner Linkliste, jeweils aus unterschiedlichen Gründen (nur bei Frau Sainphalle werde ich wirklich zum Groupie, so nebenbei, ;-) ).
Einfach-Mann - 20. Aug, 15:51

Ich verhalte mich ebenso wie du und halte mich daher im Blog eher an die harmloseren Themen. Niemand von meinen Freunden, Bekannten oder gar in der Firma weiß, dass ich blogge. Wobei es aber an sich egal ist, denn meine Gartenfotos oder Wochenend- und Urlaubserlebnisse kennen sie in der Regel sowieso und was ich geschrieben habe, reisst mit Sicherheit keinen vom Hocker.

Dieses "aus der Deckung heraus" agieren hat ja auch seinen eigenen Reiz und es ist jedem überlassen, wieviel er in einem Blog "wem" zeigen möchte.
Andererseits kann ich mir vorstellen, trotzdem an einem Bloggertreffen teilzunehmen. Da sich die Bloggergemeinde großflächig erstreckt, halte ich die Wahrscheinlichkeit, dadurch in seiner persönlichen Umgebung enttarnt zu werden, eher für gering.

Dein Problem, einen Nachmittag oder Abend in Wien zu Hause nicht ausreichend erklären zu können, deutet für mich darauf hin, dass du kaum etwas außerhalb deiner Umgebung unternimmst. Aber vielleicht fällt dir doch noch etwas ein. Ich selber bin noch unschlüssig, ob ich hingehen will oder ob meine sonstigen Aktivitäten es zulassen werden. Aber es ist ja noch Zeit zum Überlegen...

tschapperl - 20. Aug, 18:27

Man hört immer wieder gerne von Leuten, denen es ähnlich geht. Das ist ja eine der schönsten Seiten des Bloggens, nämlich wenn man merkt, dass man NIE mit irgendetwas alleine ist. Eine "Enttarnung" bei einem Treffen fürchte ich nicht, einerseits, weil eine solche ihrerseits dort durchaus einen Reiz hätte, andererseits weil ich Provinzler bin und Wien weit genug weg ist - obwohl: Zufälle und Wunder gibt es immer wieder.
Und vielleicht gibt es ja diesmal doch einen Weg (hamma scho andere Sachen geregelt!).
Mauzi - 20. Aug, 19:30

da findet sich doch sicherlich eine "Ausrede".

Etwas, was zu Dir passt. Zu mir würde in Deiner Situation z.B. passen: ich mache mir ein schönes Kultur-Wochenende in Wien. Da ich sowas regelmäßig mache (mal allein, mal mit Mann, mal mit Freundin), würd niemand komisch gucken.

Was passt zu Dir?

tschapperl - 20. Aug, 22:24

An sich wäre ich ja kreativ: habe schon überlegt vielleicht irgendeine gleichzeitige Fachtagung in Wien auszumachen, kann man ja kombinieren.
paraflyer - 21. Aug, 09:31

Oder wie wäre es mit was ganz Banalem: "Muß mal ausspannen!" Und warum dann nicht ein Tag in Wien? Ist doch auch eine tolle Ausrede.
tschapperl - 21. Aug, 18:37

"Ausspannnen", gerade in Wien? Glaubt kein Mensch mir.
paraflyer - 21. Aug, 20:44

Dann machste halt einen drauf?! Fiaker fahren bis zum Umfallen!? Keine Ahnung.
tschapperl - 21. Aug, 22:37

Noch 45 Tage Nachdenkzeit, immerhin.
Nebenbei: Gratulation zur Nachbearbeitung des hannoveranischen Events, was ich bereits gehört habe war sehr amüsant.
paraflyer - 22. Aug, 01:30

Das freut mich. Danke! emoticon
Bolle Lehmann - 20. Aug, 20:29

Ich habe festgestellt, daß sich aus der näheren Umgebung niemand so recht dafür interessiert was ich hier so vom Stapel lasse.
Deinen Bekannten kannst du doch erzählen du fährst zum Treffen der anonymen Alkoholiker. Es hat auch eine gewisse Ähnlichkeit wie ich finde. Das Bloggen macht auch süchtig.

tschapperl - 20. Aug, 22:29

Die AA´s treffen sich bei uns auch überall, das geht nicht. Und wo soll ich so schnell eine glaubhafte Säuferkarriere herbekommen? Das mit der Internetsucht ginge noch am ehesten. Aber ich verbringe im Schnitt vielleicht 2 Stunden täglich zusammengerechnet online beim PC. Das ist nur soviel Zeit wie andere für 1x CSI und einen Tatort aufwenden.
ange_du_soleil - 6. Sep, 11:28

bei mir wissen es bekannte und auch freunde, allerdings nur ein paar ...es war komisch, als ich persönlich angesprochen wurde ....aber keiner von denen gibt einen kommentar ab ....ich lebe es, ich bin so und ich stehe dazu, sollen doch die anderen denken was sie wollen ...ich lebe nur einmal! also ......ne ...lass die sau raus, wenn dir danach ist!

tschapperl - 10. Sep, 16:35

Ganz raus- und wenn sie sich verläuft ?

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