Supervision

Manchmal gibt es Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Heutzutage wird dann moderiert darüber geredet. Zwei etwa gleich große Gruppen setzen sich im Kreis automatisch gegenüber. Ich komme etwas zu spät, will mich eigentlich nicht zu den Alten, Besserverdienenden, Anschaffenden, Klügeren, Ausgebildeteren und Überlegt(er)en setzen, obwohl ich zweifelsfrei dorthin gezählt werden muß.
Es gibt viele kleine und große Gründe, warum Sand im Getriebe ist. Sie werden nach und nach genannt. Und dann fällt der Satz:" Es liegt auch am Alter der Gruppierungen, WIR JUNGEN ...".
Shit, denke ich mir in dem Moment, hat das jetzt wirklich sein müssen, was treibt die Göre an das wirklich aussprechen zu müssen? Warum muß ich mir hier anhören, was ich ohnehin schon ahne - nein, eigentlich weiß?
Warum fühle ich mich jünger, als es mir zusteht? Sehen die mich bei den Verbohrten, den Senilen, warum kann sie nicht sagen: "WIR Jungen und natürlich auch noch TSCHAPPERL...", oder "Bis auf wenige Kollegen der Gegenseite empfinden wir euch alle so uralt" und mich dabei merk- und fühlbar komplizenhaft anschauen.
In einem Topf mit den Alten geworfen zu werden, mit den Unflexiblen, dem Establishment, den vermeintlich Weisen und Altklugen! Ich könnte schreien.
Das hier ist mein Schrei!
Dieses Frühjahr beginnt nicht gut, es mutet an wie der Beginn der großen Lebenskrise in der Mitte des Daseins.
Iggy - 9. Feb, 20:24

aber du bist doch wirklich klüger,

und besser wäre es, wenn du dich da raushältst - aus diesem scheinbaren kampf zwischen den jungen und
den alten.
wo ist da überhaupt die grenze? ist doch alles relativ und fließend.
oder ganz klar, die grenze ist da, wo man sich selber sieht. oha!

tschapperl - 10. Feb, 11:38

Verfall ist leider sichtbar. Renovieren hilft da immer nur kurze Zeit.
sandhexe - 9. Feb, 21:44

Oh ja, diese Gedanken kenne ich zu gut. Ich bin doch nicht alt - das werden doch nur die anderen.Ich fühle mich doch so jung in meinen Ansichten. Es geht dann soweit wie bei meiner wirklich alten Mutter, die mit ihren 84 Jahren meint, imns Seniorenheim geht sie nicht gern, dort sind doch nur lauter alte Menschen.....

tschapperl - 10. Feb, 11:45

Sie mag als Vorbild dienen. Alt wird man, da ist kein Kraut dagegen gewachsen und das ist auch gut so. Sonst wäre der Planet bald voll.
Aber wenn man mich in in vielen Jahren so sieht, wie du deine Mutter heute, dann bin ich schon recht zufrieden. Man kann eh wenig tun. Fröhlich sein und aufgeschlossen bleiben ohne sich anzubiedern.
humbug - 10. Feb, 11:43

ja, das sind dann so ziemlich genau die dinge, deretwegen mich keine zehn pferde mehr auf einen büro-arbeitsplatz bringen. nichts gegen permanente spannungen und mehr oder weniger unterdrückte feindseligkeiten, aber ...nein, also echt nicht mehr. in diesen mikrokosmen kommt das ganze zwischenmenschliche elend noch viel stärker heraus als in jeder familie.

tschapperl - 10. Feb, 11:54

Scharf beobachtet!
Ich gebe nur zu bedenken, dass diese Umtriebe auch dem Zeitvertreib dienen. Nur arbeiten, Menschen und Dinge verwalten und in den PC starren ist halt für 7 tägliche Stunden reichlich wenig.
Wenn man nicht diese pausenlosen kleinen Scharmützelchen hätte und die tratschende Aufarbeitung wäre die Produktivitätserhöhung aufgrund gebündelter und nicht abgelenkter Ressourcen gar nicht mehr auszuhalten und würde womöglich zudem den Arbeitsmarkt gefährden. Man würde auf dem Berg von zusätzlichen Waren und möglichen Dienstleistungen sitzenbleiben.
humbug - 10. Feb, 15:44

so hab ich das noch gar nicht betrachtet. stimmt aber natürlich. ich hab mich also immer zu unrecht geärgert, wenn ich der einzige war, der was getan hat, während die anderen tratschten. kein wunder, dass ich entlassen wurde. so als wirtschaftsnaivling.
tschapperl - 10. Feb, 18:22

Fehlendes Networking vielleicht? Auch dafür kann man die Arbeitszeit nützen: man baut seine Zäune, seine Podeste,lädt die Waffen, wetzt die Messer.
walhalladada - 10. Feb, 11:48

Super***

Fröhlich sein und aufgeschlossen bleiben, ohne sich anzubiedern....
Das ist doch eine Supervision:)

tschapperl - 10. Feb, 12:03

Dachte ich es mir schon: ich habe bei der Veranstaltung offenbar doch etwas gelernt! Es ist besser nachgefragt zu werden als sich irgendwie lärmend in Szene zu setzen, auf dem Parkett, das nicht mehr ganz das eigene geblieben ist.

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