Brauchtumsverlust

Keiner wartet darauf, aber warum nicht: auch in diesem bescheidenem Gedankengarten also ein paar Reflexionen zu Halloween:

Vorab: scheinbar ist der Höhepunkt des Unfugs aus Amiland schon wieder überschritten, zumindest in meiner allernächsten Umgebung.
Angefangen hat es vor etlichen Jahren, als ein netter Kleiner vor dem Gartenzaun stand und immer wieder zwei Worte wiederholte, deren Sinn er mir trotz freundlicher Befragung nicht erklären konnte. Achselzuckend und freundlich lächelnd musste ich ihn dort stehen lassen und erst am nächsten Tag erklärte mir jemand den Halloweenbrauch mit den Zuckerln. Das hatte ich zwar schon einmal im Fernsehen mitbekommen, aber dass die auch bei mir aufkreuzen würden - daran dachte ich nicht im Traum.
Letztes Jahr habe ich dann wegen der vermehrten Anfragen vom Nachbarschaftnachwuchs erstmals meine Haribovorräte für das fordernde Jungvolk geplündert und heute am Morgen schaute ich noch in den Küchenschrank, ob auch irgendetwas Süßes vorhanden wäre. Man will ja kein Spielverderber sein.
Aber nichts geschah des Abends, die Glocke blieb stumm - der prekarische Nachwuchs von ringsum blieb zu hause, wahrscheinlich sind die durchwegs übergewichtigen Kids bereits zu träge sich aus den Fernsehsesseln zu schälen und auf Gummibärlijagd zu gehen. Der Schrecken läuft im TV - wozu den Hintern bewegen.
Muß ich das Sackerl mit dem Maoam-Zeug halt selber essen.

Auch so erledigen sich diese nervigen Diskussionen über Sinn/Unsinn der Übernahme von Bräuchen vermeintlich überlegener Kulturen: es macht keinen Spaß, was mittlerweile kaum noch jemanden stört oder aufregt. Halloween ist bald tot, passt eben nicht hierher. Ähnlich lächerliche Umtriebe habe ich vor längerer Zeit auch einmal in Thailand gesehen, wo die Buddhisten versuchen in der Hitze so etwas wie Weihnachten zu zelebrieren. Und nicht anders verhält es sich bei der in allernächster Zeit wieder aufflammenden Diskussion Christkind versus Weihnachtsmann - der alte Sack hat hierorts letztendlich keine Chance.
Iggy - 1. Nov, 08:54

um sich gruseln zu wollen,

braucht man doch nur 'ne zeitung lesen oder nachrichten im tv gucken. so gesehen haben wir immer halloween.

tschapperl - 1. Nov, 23:35

Und am eigentlichem Halloweentag lesen und schauen wir dann gar nichts: unheimliche, fürchterliche Stille macht sich breit!
humbug - 1. Nov, 13:38

auauau, ich fürchte, da bist du zu optimistisch. mittlerweile nehmen die kinder auch schon ihre eltern mit auf die streifzüge. die müssen dann nämlich das zuckerlklumpat schleppen. kein witz, hab ich gestern einige male beobachten dürfen und mir gedanklich auf die stirn getippt dabei.

tschapperl - 1. Nov, 23:37

Die werden das dann an der eigenen Haustüre bei der nächsten infantilen Nötigung später wieder verteilen - nur ein süßer Kreislauf.
Bolle Lehmann - 1. Nov, 18:24

Den Eindruck das es weniger wird hab ich hier nicht gehabt, so ca 30Kinder mußte ich gestern mit Süssem versorgen.

tschapperl - 1. Nov, 23:42

Mag sein dass das postsozialistische Tiefland für Unterhaltsames aus dem Amiland noch sehr anfällig ist. Nein, ein Scherzchen nur, auch hierorts ist die Halloweendichte offensichtlich sehr unterschiedlich. Einige Straßen weiter sah das schon anders aus. Mein Häuschen macht offensichtlich einen zu ärmlichen Eindruck auf die Quälgeister, als dass die glauben könnten, dass hier irgendetwas Besonderes abzustauben wäre.
Bolle Lehmann - 7. Nov, 20:12

Da oben das kommentieren nicht funktioniert muß jetzt wohl hier geschrieben werden.
Ist der Strom ausgefallen?

Iggy - 7. Nov, 20:20

das träume ich ja wohl nur!

ttssss... mach nicht die sachen! und so lange!

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