Momentane Befindlichkeit
Die heutige Visite im Gedankengarten des geschätzten Schulzenators
brachte mich auf die Idee auch hierorts eine weise Selbstbeschränkung zu installieren.

Das Tschapperl bricht sich dabei freilich kein Bein. Nachdem unsere "Häuslkicker" (= im Alpenland geläufige Bezeichnung für leidlich schlecht spielende Fußballmannschaft) die WM-Qualifikation sogar den Polen überlassen mussten fehlt hierzulande der Favorit.
An dieser Stelle oute ich mich wieder einmal als gestandener Bewunderer und Fan unseres großen Nachbarlandes: bei allen wichtigeren Fußballereignissen der letzten Jahre habe ich immer dem großen Bruder die Daumen gedrückt und hatte einen Grund zum mitfiebern/mitleiden/mitfreuen. Was im Land vor den Alpen eher mitleidig bis böse von meinen Mitmenschen aufgenommen wurde weil sie in ihrer Provinzialität und Kleinmütigkeit selten eine größere Freude verspüren als den Größeren stolpern zu sehen.
Mir hingegen ist die an sich liebenswerte Ansammlung verschiedenartiger Völkchen, die die BRD nun einmal darstellt, immer Grund genug gewesen auch deren Recken des grünen Rasens ersatzweise in mein Herz zu schließen.
Jetzt aber ist Schluss damit, die Sympathien für Fußball-Deutschland werden eingefroren und erst nach Beruhigung der Lage wieder aufgetaut.
Der Grund ist einfach: die Sache nervt, jeden Tag ein wenig mehr! Man kann Ereignisse so und so inszenieren, aber was medial zu mir herüberschwappt hat mein Häferl zum Überlaufen gebracht.
Aus Solidarität mit der missverstandenen islamischen Welt werde ich diesmal Persien und einem größeren Ölkönigreich die Daumen drücken. Nicht zuletzt um meinen querdenkerischen Ruf weiter zu fördern und meiner Umgebung wieder einmal Anregungen zu Auseinandersetzung und Spekulation mit meinen aktuellen Befindlichkeiten zu geben.
Wer mich in diesem meinem Blog ertappt, dass ich mich noch einmal in irgendeiner Form über die WM verbreite, bekommt als Belohnung mein hässlichstes und peinlichstes Jugendphoto als Belohnung, versprochen!
tschapperl - 2. Jun, 19:25
"Warum hat jeder Frühling ach nur einen Mai ...". Stammt aus dem Zarewitsch, ein Lied aus dem guten alten Singspiel von F. Lehar, wo es für den jungen Herrscher dann doch Wichtigeres gibt als seine Sonja weiter zu behalten. War neulich wieder einmal im Fernsehen, schrecklich schöner Kitsch. Aber diese Story: was hat die Tussie eigentlich geglaubt?
Ich habe dazu meine Assoziationen zu diesem Lied derzeit am Wochenmarkt.
Was es dort gerade an Gemüse, Salat und anderen Vegetablien wunderbarer Qualität heute wieder gegeben hat. Keine Sauerkrautzeit derzeit.
An diesen Tagen beginne ich die Vegetarier zu verstehen. Besonders dann, wenn man sich im Keller über üblen Geruch wundert und dann das vor Tagen gekaufte Faschierte entdeckt, dass man noch gut abgepackt hat vor dem Einfrieren aber dann doch neben der Gefriertruhe hat stehenlassen. Selbstproduziertes Gammelfleisch, vergessenes Gemüse riecht besser.
Wieder nicht so ganz mein Tag heute.
tschapperl - 20. Mai, 12:02
Mittendrin im Schneegestöber,
alle Flocken wirbeln um dich herum.
Jede anders belanglos.
Und dann die einzige Rosafarbene,
sie tanzt dir kurz vor dem Gesicht herum
und ist schon wieder fortgeblasen.
Kurz nur blicke ich ihr nach.
Mich friert wenn ich sie fange
und sie hört auf zu sein.
tschapperl - 9. Apr, 00:04
Fast schon wollte ich den vorigen Beitrag löschen, aber ich habe mir vorgenommen nichts zurückzunehmen, was hier mühsam auf den Schirm gekommen ist.
Ich lerne aber: am Vormittag bin ich ungenießbar, sehe schwarz, tappse und tippe freudlos durchs Leben.
Ich werde das nicht ändern, ich werde zu dieser Unzeit nur hier nicht mehr schreiben. Wenn die Glückshormone nicht ausgeschüttet werden muß man eben warten.
Was hat den Umschwung gebracht: zunächst das Zeitunglesen. Es gibt andere Leute auch noch, die die Dinge so wie ich sehen und den Übrigen kann man Dank Postings in Online Zeitungen (empfehle hier www.derstandard.at) die Meinung sagen, was psychologisch hilfreich sein kann.
Dann ein kleiner Blick in den Garten wo sich Schneeglöckchen, Leberblümchen und Krokusse mühsam durch die Schneereste kämpfen - es geht aufwärts!
Und ganz erfreulich waren dann noch Einblicke in einige Lieblingsblogs - es gibt in der weiten Welt mehr liebe Menschen als man oft glauben möchte.
Schließlich die Zeitumstellung in der Nacht: das ist jedes Jahr ein schöner Tag für Nachtmenschen, eine Stunde ist kaum genug - 2 oder 3 wären besser. Herrliche Sonnenaufgänge den ganzen Sommer lang zu vernünftiger Zeit!
tschapperl - 25. Mär, 18:42
Ich gehe. Ich muß gehen. Nicht umdrehen, sage ich mir. Erhobenen Hauptes die Türe durchschreiten, auf der Schwelle nicht innehalten - auch wenn es keiner sieht. Niemand verabschiedet mich, keiner ist gekommen. Kein Blick zurück, nur die Gedanken drehen sich immer wieder um, können noch nicht folgen. Das Zusammengepackte zieht schwer am Taschenriemen, die Schulter schmerzt und ich wünschte ich hätte es dortgelassen, dass etwas an mich erinnert, etwas von mir noch herumliegt wie auch früher und stört.
Aber sie würden es wegwerfen, gedankenlos, unbarmherzig - nicht einmal selbst Hand anlegen. Andere würden es wegschaffen, ohne Bezug oder Erinnerungen an die Dinge - woher auch. Da schon lieber mitnehmen und endlich begreife ich den Sinn des Wortes "Last".
Ich bin leise angekommen, noch leiser gehe ich. Ich verfluche den Ort der lange ein Zuhause war und es doch nie wirklich gewesen zu sein scheint. Nützen Verwünschungen, von denen niemand etwas weiß? Wie lange werde ich am Ufer des Flusses sitzen müssen bis ihre Leichen vorbeitreiben werden? Stimmen diese alten Weisheiten, dass es nur eine Frage der Geduld ist oder sind das nur Tröstungen für den Augenblick? Diese Fragen erleichtern nur den momentanen Abschied zu ertragen, einen Schlussstrich zu ziehen helfen sie nicht.
Ich hätte es verhindern können, bleiben mögen oder dürfen, aber es ist besser aufrecht nach draußen zu gehen als drinnen herumzukriechen. Überall hängen Spiegel herum und ich will mich so nicht sehen müssen, dort am Boden, geduckt wartend,
gerade noch geduldet.
Ich gehe fast ungehört, die einzige Auflehnung schon bereuend. Ich hätte nichts sagen sollen, noch leiser gehen. Aber man hat so wenig Übung beim Abschiednehmen.
tschapperl - 5. Mär, 02:05
Ich werde überholt. Kann ich das wollen, kann ich es zulassen, dass diese Metapher aus dem Strassenverkehr mich zunehmend erschreckt?
Eigentlich war das immer verboten mir das anzutun. Plötzlich brausen sie von hinten an mir vorbei, die, bei denen ich mich eigentlich wähnte. Aber es sind die Neuen, die Gewohnten sind immer noch vor und hinter mir.
Ich will das nicht. Können die was sie nicht dürfen? Ist alles erlaubt was ich nicht will?
Ich werde langsamer und will doch schneller sein. Ist das der ganze Retro-Scheiß der überall herausschwappt und der so bremst? Anhalten könnte helfen - umkehren vielleicht auch. Zurück zu der Quelle - aber aus der kommt nichts mehr heraus.
Bald rinnt nichts mehr den Bach hinunter.
tschapperl - 4. Mär, 13:58
Einmal kommt der Tag, an dem man versteht, dass man nichts mehr ändern kann. Ich kann nichts mehr bewegen, man hört mir zu, aber keiner tut etwas. Sie nicken und lachen und nichts geschieht. Auflehnung war einmal, zuwenig und zu leise, aber auch viel Radau hätte nichts geholfen. Es wäre nichts anders geworden.
An was kann man sich dann noch orientieren, was hilft mir demnächst weiter? Werden das wirklich die kleinen Freuden sein, kurze erfreuliche Stunden auf dem langen Warten, dass die Zeit vergehen soll? Und dann merkt man, dass sie einen doch schon längst unbemerkt überholt hat.
Es geht bergab, wenn der Blick nach vorne geht und immer weniger zurück. Das hätte ich früher nie geglaubt. Mit dieser Erkenntnis beginnt man alt zu werden.
Ich habe Sonntagnachmittage noch nie leiden können, sie sind unerträglich - man sollte sie verschlafen.
tschapperl - 26. Feb, 13:45
Es stimmt: je älter man wird, desto weniger geht der Blick nach hinten sondern zunehmend nach vorne. Das muß etwas mit dem Nahen des Ablaufdatums zu tun haben.
Momentan schein mich die Wahrnehmung überholen zu wollen, sie ist schon im Rückspiegel aufgetaucht - die Ausrichtung scheint "vorraus" zu werden. Aber ich werde mich noch einmal anstrengen und ein Stück vorauslaufen.
Wenn ich vergangene Vorfrühlingsgefühle abzurufen versuche funktioniert es noch - sie stiegen noch in mir auf, schwächer als damals in den endenden Siebzigern aber stärker als in den verlorenen Neunzigern.
tschapperl - 18. Feb, 22:37
Ich bin Chaosproduzent.
Räume nur gelegentlich auf, und wenn dann mit großen Plänen, anfänglichem Eifer und einer weltabgewandten Ausschließlichkeit. Dann fällt mein Auge auf einzuordnende geliebte Gegenstände und das Problem wird übermächtig, nicht mehr lösbar für mich: wohin damit, wegwerfen, nein, eigentlich nicht, aber wo passt es dazu? Immer mehr Dinge liegen verstreut um mich und klagen an - wollen wieder zurück in ihre bisherige Verstauung und Ordnung und nicht hier liegengelasssen werden im neuen Stapel. Dann fehlt etwas, Platz in einer Lade, einem Ordner oder überhaupt ein Raum in meinem Dasein wo ich etwas einordnen könnte. Und die Sache geht schief, bleibt liegengelassen, schlimmer als zuvor.
Im neuen Chaos findet man sich nicht sofort zurecht, kann man auch nicht. Denn auch in der alten Ordnung wußte ich immer nur ungefähr, wo etwas zu finden war, das aber mit Instinkt und einer großen Erfolgschance auf Suchtreffer.
Wirklich schlimm wird es dann aber erst, wenn andere beginnen mir beim Ordnungmachen helfen zu wollen, mir Vorwürfe machen, so wie "wenn du schon bisher..." - das gibt mir dann den Rest.
Ich gebe auf. Mein Leben ist wie dieses Weblog - eben gut gemeint, chaotisch halt eben konfus. Aber auch die Unordnung ist eine Art Ordnung.
Und wenn ich dann über das Scheitern der Physik bei den Strings, die dahinter nicht findbaren Naturgesetze und das theoretische Auftauchen der neuerdings vielen vielen vermuteten Universen lese, dann belächle ich meinen Kosmos der da irgendwo größenmäßig dazwischenliegt mit zunehmender Behaglichkeit.
Ich räume heute nichts mehr auf und morgen auch nicht!
tschapperl - 28. Jan, 14:34
Es geht nichts weiter. Kälte lähmt das Land oder ist es doch nur meine Wahrnehmung, die betroffen scheint. Wieder ein Geburtstag nächste Woche und die Zeit scheint irgendwie stillzustehen. Bestenfalls am zunehmenden Haarverlust zeigt sich der Ablauf der Zeit - der Blick in den Spiegel verrät nichts, denn so genau will man dann ja doch nicht hinschauen. Es geht weder bergauf noch bergab aber auch nicht im Kreis.
Keine Urlaubsplanung, keine Steuererklärung, keine Entscheidung für oder gegen Nachwuchs - viele ungelesene Bücher von Weihnachten, dafür Müdigkeit und Nachmittagsschlaf ohne Ende: das Leben tröpfelt dahin, nichts fließt.
tschapperl - 25. Jan, 23:26